Bau-Turbo: A4F-Stellungnahme zur Anhörung im Bauausschuss
Am 10. September 2025 wird im Bauausschuss des Bundestages die sogenannte „kleine“ BauGB-Novelle mit dem neuen § 246e („Bau-Turbo“) diskutiert. Architects for Future ist als Fachexpert:in geladen und hat dazu eine umfassende Stellungnahme eingebracht.
Unser Einschätzung: Der Bau-Turbo löst die Wohnungskrise nicht, sondern schafft neue Probleme.
Der Gesetzentwurf beschleunigt zwar Verfahren, schwächt aber zugleich kommunale Steuerung, reduziert Beteiligungsrechte und gefährdet Klima- und Umweltschutzziele. Ohne verbindliche Vorgaben für bezahlbaren Wohnraum profitieren vor allem renditeorientierte Projekte. Statt einer Lösung für die Wohnungsnot drohen steigende Bodenpreise, Spekulation, monotone Quartiere und eine teure Zersiedelung auf Kosten von Landwirtschaft, Natur und Gemeinwohl.
Aus unserer Sicht braucht es dringend Nachbesserungen:
- Begrenzung auf angespannte Wohnungsmärkte und den Innenbereich, um Zersiedelung zu verhindern
- Baugebot mit klaren Fristen, damit Baurechte nicht zur Spekulation missbraucht werden
- Anwendung nur ab Projekten mit mindestens sechs Wohneinheiten, um Flächen effizient zu nutzen
- Verbindliche Sozialquote von mindestens 50 % für dauerhaft bezahlbare Wohnungen
- Stärkung von kommunalen Vorkaufsrechten und Beteiligungsverfahren
- Keine Entscheidungsfiktion, um die Planungsqualität zu sichern
- Zulässigkeit von Nicht-Wohnnutzungen in Erdgeschossen für belebte und gemischte Stadtstrukturen
Gleichzeitig fordern wir eine grundlegende Weiterentwicklung des Baugesetzbuchs: Statt Neubau um jeden Preis muss ein Um-Baugesetzbuch in den Mittelpunkt rücken – mit Fokus auf Umbau, Innenentwicklung, Ressourcenschonung und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung.
Nur so schaffen wir Wohnraum, der sozial gerecht, klimafreundlich und zukunftsfähig ist – und gleichzeitig lebendige Nachbarschaften stärkt.
👉 Die komplette Stellungnahme inkl. Anhänge (u.a. mit spannendem Thread zur Einfamilienhausdebatte) kann hier nachgelesen werden: